Bericht von Denise Hildebrandt, Mareike Tüns, Sarah Kille & Magdalena Anna Maria Maaßen
Aufgeregt, was uns bei dieser Reise erwartet, trafen wir uns morgens um sieben am Bahnhof. Die Zugfahrt nach Düsseldorf und mit dem Sky-Train zum Flughafen war ohne Probleme. Wir kamen genau drei Stunden vor Abflug an, konnten einchecken, einen Kaffee trinken und im Dutyfree die letzten Utensilien einkaufen. Auch bei den Kontrollen ist nichts passiert. Ungewöhnlich für uns war nur, dass eine zusätzliche Kontrolle am Gate war. Angesicht der momentanen Lage hatten wir natürlich alle Verständnis dafür. Der Flug hatte eine halbe Stunde Verspätung. Im Flugzeug schliefen die meisten ein wenig.
Am frühen Abend landeten wir endlich in Tel Aviv. Nachdem wir die Koffer eingesammelt hatten und durch die Passkontrolle waren, empfing uns Eyal Eshed herzlich. Wir fuhren mit den Taxibus zur Tanzschule, in der uns die Mädchen bzw. Familien schon erwarteten. Eyal Eshed begrüßte uns noch einmal offiziell und riss kurz die Pläne für die nächsten Tag an. Während dessen standen uns die israelischen Mädchen neugierig gegenüber und grübelten schon wer wen aufnehmen könne. Und dann ging es los: wir stellten uns vor und nach einigem Hin und Her, wer kann wie viele aufnehmen und wer will bei wem oder nicht, waren wir alle aufgeteilt. Wir tauschten noch die Telefonnummern aus und dann gingen/fuhren dann mit den Familien nach Hause.
Da mein Gastbruder Doron nicht weit von der Schule wohnt, gingen wir zu Fuß. Auf dem Weg tauschten wir noch etwas stockend auf Englisch die ersten Informationen über uns aus.
Zu Hause lernte ich die Eltern kennen, die beide auch gut englisch sprechen. Ich machte mich etwas frisch und wir aßen zu Abend. Da ich am Abend gerne noch etwas unternehmen wollte, rief Doron einen Freund an und wir fuhren zu dritt nach Tel Aviv in eine sehr nette "Rock"-Kneipe, in Mikes Cafe. Wir unterhielten uns über Musik und Filme, aber auch über die Armee und wie die jungen Menschen damit umgehen. Nach einem guten Bier ging es wieder nach Hause und ab ins Bett, denn der Tag war im Ganzen doch anstrengend und aufregend gewesen! So ähnlich hat bestimmt jeder den Abend verbracht.
Der zweite Tag in Israel begann mit einem entspannten Vormittag für alle Teilnehmer am Strand von Rishon. Die ersten Eindrücke aus den Familien wurden gespannt verglichen und jeder konnte beruhigt feststellen, dass alle deutschen Besucher in guten Händen gelandet waren.
Die ersten schüchternen Versuche mit den israelischen Mädels in Kontakt zu kommen, endete in vergeblichen Bemühungen im Wasser zu tanzen. Obwohl es an der Kommunikation manchmal haperte, sorgten die ersten Späße dafür, dass sich bald alle sympathisch waren.
Gegen 14 Uhr wurden alle wieder in der Schule abgeliefert und die Familien sammelten die Deutschen wieder auf um mit ihnen die Vorbereitungen für den Sabbath zu treffen. Der Sabbath in dieser Woche war geprägt von einem besonderen Ereignis, denn wir sollten miterleben, wie die Israelis das Laubhüttenfest feiern. Das „Sukkot“ ist im jüdischen Glauben das größte Freudenfest im Jahr.
Bei Sarah und Anna sah der Sabbath folgend aus (in den meisten anderen Familien wurde ähnlich gefeiert):
Unsere Gastmutter war den ganzen Tag schon mit den Vorbereitungen im Haus ihrer Mutter beschäftigt. Gegen 21 Uhr abends fuhr dann die gesamte Familie in die Wohnung der Großmutter mütterlicherseits. Dort trafen nacheinander ein Großteil der Geschwister unserer Gastmutter mitsamt den Ehegatten und aller Kinder ein.
Alle versammelten sich in der „Sukkot“. Das ist eine Laubhütte, die für dieses Fest im Garten oder auf dem Balkon gebaut wird. In unserer Familie las der älteste Mann ein paar Verse während alle Männer ihren Kopf mit einer Kippa bedeckten.
Anschließend genossen alle das köstliche Essen, welches die Frauen den ganzen Tag vorbereitet hatten. Während des Essens ergaben sich einige nette Gelegenheiten mit einigen Familienangehörigen über die deutsch-israelischen Beziehungen zu diskutieren, was auch die Geschichte einschloss. Es war sehr erfreulich festzustellen, dass uns kein Israeli, aufgrund unserer Nationalität, auf irgendeine Art kritisierte. Ganz im Gegenteil war ich sehr überrascht über die aufgeklärte Haltung der Israelis zur deutsch-jüdischen Geschichte, aber auch über ihre Haltung zu den israelisch-islamischen Konflikten.
Der Samstag begann sehr entspannt, was Teil der israelischen Gepflogenheiten nach dem Sabbath zu sein scheint.
Gegen Mittag trafen sich einige Deutsche und wenige der Israelis am Strand und genossen das traumhafte Wetter immer im Gedenken an das kalte Deutschland, wo man gerade bei 10° fror.
Abends lud Denises Familie, die Salomons, zu einem Grillen in den eigenen Garten ein. Alle Deutschen folgten der Einladung und so hatten wir einen netten Abend mit den israelischen Mädels. Es gab leckeres vom Grill, einige teilten sich eine Wasserpfeife und anschließend eröffneten die israelischen Mädels das Tanzparkett im Wohnzimmer. Da auch den deutschen Mädels diese Popmusik bekannt war, war bald alle Schüchternheit vergessen und alle tanzten wild durcheinander. Wir hatten ohne Frage viel Spaß an diesem Abend. Gegen Mitternacht waren dann alle in den Betten, um für den folgenden Tag fit zu sein, schließlich stand unser erster Auftritt vor der Tür.
Am Sonntag Morgen dachten wir, dass unsere Tanzgruppe sich das Holocaust Denkmal in einem Park in Rishon ansehen würde. Tatsächlich aber fand an diesem Morgen eine höchst offizielle Zeremonie statt, an der auch die gesamte angereiste Münsteraner Delegation, Schülerinnen des Annette-Gymnasiums und auch Praktikanten des Benno-Hauses sowie Repräsentanten anderer Partnerstädte Rishons (u.a. z.B. Nîmes, Lublin) teilnahmen.
Unser Bürgermeister Dr. Tillmann hielt eine sehr sorgfältig ausgearbeitete Rede und auch der Bürgermeister Rishons ergriff das Mikrofon: Es war sehr beeindruckend, seinen Worten zu zuhören. Sie waren sehr von Patriotismus geprägt und verdeutlichten, wie sehr sich das israelische Volk noch bedroht fühlt - bis in die Gegenwart. Unter anderem thematisierte er die Politik Irans und die Bedrohung, die durch Ahmadinedschads Verleumdung des Holocausts ausgehen kann und natürlich kam auch die Verfolgung der Juden während des Nationalsozialismus zur Sprache. Diese Rede hat uns im Großen und Ganzen verdeutlicht, wie sehr sich das israelische Volk über seinen Glauben definiert, wie allgegenwärtig die Geschehnisse des Holocausts noch sein können und dass Israel sich bis heute in seiner Existenz bedroht fühlt. Natürlich kannten wir all dies bereits aus dem Geschichtsunterricht und den Medien – dies aber so nahe mitzuerleben, hat uns doch nachdenklich gemacht.
Nach den offiziellen Reden, Kranzniederlegung, Gebeten und Gesang erklärte der Bürgermeister uns das Denkmal und die unterschiedlichen Gedanken, die zur Errichtung des Denkmals geführt haben. So sollte das abstrakte Gebilde (das Hauptdenkmal) zum einen die Tore der Konzentrationslager, die Gleise der ankommenden Züge und die Schornsteine als Symbol für die Vernichtung darstellen. Die gelben Blumen standen für das Gelb des Davidsterns. Weiterhin war eine riesige Karte Europas zu sehen, auf der alle Ghettos und KZs des Holocausts abgebildet waren. Am Parkweg entlang waren Tafeln verteilt, die zeigten, welches Land wie viele Juden während des Holocausts nach offiziellen Angaben gerettet hat. Zum einen soll dies ein Zeichen der Hoffnung sein. Gleichzeitig sind die Zahlen aber auch als Anklage gemeint: Erschreckender Weise sah man ganz oft lediglich eine 1, bei Schweden stand nur ein Fragezeichen. Diesbezüglich wurde uns erklärt, dass in Schweden ein Schiff jüdischer Flüchtlinge das Anlegen verweigert worden sei, dass diese zurück nach Deutschland geschickt worden seien und dass dort auf sie der Tod gewartet habe. Das Fragezeichen steht folglich für die unbekannte Zahl an Juden, die man hätte retten können.
Im Anschluss an den Besuch des Holocaust-Denkmals begab sich die gesamte Gruppe zum Rathaus, um dort ein Erinnerungsfoto zu machen.
Anschließend ging es ins Museum von Rishon. Im dortigen Filmsaal wurden verschiedene Filme des Europe(ace) Projekts vorgestellt. Alle Filmbeiträge handelten von den Ereignissen des Holocausts. Nach einander sahen wir Augenzeugenberichte von jüdischen Überlebenden des Holocausts – sowohl aus deutscher als auch aus polnischer Perspektive. Zuallerletzt wurde auch ein Interview mit Sigfried Winter gezeigt.
Siegfried Winter ist der Gründer des Jugendaustauschs und somit auch der Städtepartnerschaft Münster und Rishon. Er erzählte in dem Filmbeitrag von seiner Jugend und dass er sich aufgrund der Prägung der Nazi-Ideologie und entgegen der Einwilligung seines Vaters freiwillig als Soldat gemeldet habe. Erst nach seiner Zeit in Gefangenschaft habe er erkannt, dass alles Handeln falsch gewesen sei. Genau aus diesem Grund habe er es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen über den Sport zusammen zu führen – gerade während der Jugend, die Zeit, in der er damals in die eine falsche Richtung gelenkt wurde.
Nach diesem letzten Beitrag ergriff der Bürgermeister Rishons abermals das Mikrofon und schloss die Veranstaltung mit den Worten: „We will never forgive, we will never forget!“ Unglaublich! Danach war uns gewiss nicht mehr nach Tanzen zu mute! Wenn man bedenkt, dass dieser gesamte Nachmittag eigentlich darauf ausgerichtet war, Sigfried Winter zum Ehrenbürger Rishons zu machen und alle Worte im Rahmen einer Städtepartnerschaft, die ja auf Freundschaft und zukünftige Zusammenarbeit abstellen sollte, vorgebracht wurden – so war diese Erklärung eindeutig ein Schock für uns!!
Es war gut zu sehen, dass sich dann einige Anwesenden bei Sigfried Winter persönlich für die unangemessene Botschaft entschuldigten. Anschließend gingen wir dann alle zur örtlichen Weinkellerei, wo wir dann alle gemeinsam zu Mittag gegessen haben. Dort hatte unsere Gruppe dann auch den allerersten Auftritt auf israelischem Boden. Leider hatten wir keine Bühne, sondern mussten auf den kalten, dreckigen Fliesenboden tanzen und hatten viel zu wenig Platz…aber immerhin haben wir unser Bestes gegeben!
Nach dieser letzten offiziellen Veranstaltung hatten wir dann kurz ein wenig Zeit in unseren Gastfamilien und dann ging es auch schon weiter zurück zur Tanzschule. Dort haben wir dann gemeinsam mit unseren Gastschwestern am HipHop-Unterricht teilgenommen – wir kamen aus dem Staunen nicht mehr raus: Die Mädels tanzten lasziver als in den bekannten Christina Aguilera-Videos! Alle Mädchen hatten die lange Haare offen, einige waren Bauchfrei…ein so westlich orientiertes Volk in Mitten von Ländern, in denen die Frauen sich nahezu komplett verschleiern? Da wundert es einen nicht, wenn es zu Konflikten kommt. So ereignisreich verlief also der Sonntag, so dass wir alle froh waren, erschöpft und nachdenklich ins Bett zu fallen…
Am Montag stand Jerusalem auf dem Programm. Wir waren schon alle ganz gespannt und aufgeregt. Bevor wir nach Israel geflogen sind, waren wir alle davon ausgegangen, lediglich in Rishon zu verweilen (allein aus Sicherheitsgründen). Doch als wir nun in Israel waren und gelernt hatten, mit der Gefahr umzugehen oder zumindest in der Lage waren, ängstliche Gedanken zu unterdrücken, waren wir äußerst begeistert, doch noch Jerusalem sehen zu dürfen!
In Jerusalem angekommen, haben wir erstmal den Herzl-Park besichtigt, die Denkmäler und die Gräber seiner Familie und einer Vielzahl an Soldaten. Dort haben wir unter anderem auch erfahren, dass es bei dem Begräbnis eines Soldaten des Öfteren zu Auseinandersetzungen zwischen der betroffenen Familie und der Armee kommt: die Armee beerdigt die Toten in Holzsärgen, der religiöse Brauch sieht jedoch vor, den Toten in Tüchern zu bestatten. Eindrucksvoll war außerdem, dass uns dort eine Gruppe von ca. 20-30 jungen Frauen entgegenkam: sie alle waren in Militäruniform, trugen ihre geladenen Maschinengewehre…und dazu trugen sie pinke oder andersbunte Rucksäcke, einige aßen Eiskrem – ein uriges Bild. Armee gehört scheinbar ganz natürlich in den israelischen Alltag.
Anschließend machten wir uns dann auf den Weg zur Klagemauer. Die Straßen wurden enger und plötzlich sahen wir uns eingekesselt von Menschenmassen. Wir konnten weder vor noch zurück. An diesem Tag fand, wie wir später herausfanden, eine besondere Segnung statt und da darüber hinaus auch noch Ferien waren, waren unvorhergesehen viele Menschen auf den Straßen.
Zwischenzeitlich wurde uns schon ein wenig mulmig: zum einen sahen wir zum ersten Mal so viele streng gläubige Orthodoxe mit ihrer schwarzen Kleidung, ihren Hüten und den Koteletten-Locken und zum anderen klopften sie alle verärgert gegen unsere Scheiben, weil wir den Platz versperrten. Wenn man bedenkt, dass man in Jerusalem in bestimmten Vierteln an heiligen Tagen nicht mit dem Auto fahren soll, weil man sonst befürchten muss, mit Steinen beworfen zu werden, so denk ich, ist ein mulmiges Gefühl durchaus verständlich.
Aber alles war halb so schlimm. Die Polizei lotste uns und auch andere Autos, denen dasselbe widerfahren war, aus den Massen und so setzten wir unseren Weg fort. Leider mussten wir feststellen, dass der Busfahrer uns wieder aus Jerusalem heraus fuhr, was uns gar nicht gefiel! Da waren wir nun endlich einmal in Jerusalem und nun durften wir nicht aussteigen? Nichts sehen? Aber am schlimmsten fanden wir, dass wir auch nicht gefragt, geschweige denn unterrichtet wurden, dass wir nicht aussteigen durften und wieder wegfuhren! Die Stimmung war also auf dem Nullpunkt! Und dann nahm der Busfahrer auch noch die falsche Abfahrt und wir fuhren viel zu lange in die falsche Richtung, obwohl wir sowieso keine Zeit hatten! Denn jetzt sollte es zum toten Meer gehen! Endlich angekommen, gab es wiederum kleinen Diskussionsstoff darüber, ob oder wann wir denn Mittag essen würden und ob wir nicht doch erst noch nach Masada fahren wollten.
Nach einigem hin und her wurde dann entschieden erst nach Masada zu fahren und dann noch ganz schnell, bevor es dunkel werden würde, zurück zum Toten Meer zu fahren! Masada gehört seit 2001 zu den Stätten des Weltkulturerbes der UNESCO. Dieser Ort war die letzte Zufluchtsstätte jüdischer Freiheitskämpfer gegen die römische Armee und ist Symbol für den gewaltsamen Untergangs Judäas. Von hier oben hatte man einen traumhaften Blick auf das Tote Meer und mit der Nachmittagsonne hatten wir warmes Licht für wunderbare Fotos! Dann ging es ganz schnell wieder zurück zum Toten Meer und da hatten wir sooo einen Spaß! Man hört ja immer wieder von Erzählungen, aber selbst da drin zu liegen, ist doch was ganz anderes! Super glücklich und mit der Hoffnung am nächsten Tag vielleicht doch noch mal nach Jerusalem fahren zu dürfen, sind wir dann alle hundemüde bei unseren Gastfamilien angekommen, wo dann jeder den Abend so ausklingen lassen konnte, wie er mochte.
Heute war mein Geburtstag. Nachdem wir ausgeschlafen hatten, gingen Anna und ich wie üblich runter, wo unsere Gastmutter schon mit dem Frühstück auf uns wartete. Wir begrüßten sie in einwandfreiem Hebräisch, dass jeden Tag an Wortschatz gewann. Sie gratulierte mir herzlich und wir begannen zu essen. Schon ging auch wieder das Telefon, dieses Mal war es Michal, die scheinbar noch etwas zur Tagesplanung zu erzählen hatte. Plötzlich hieß es, wir sollten sicherheitshalber doch lieber lange Kleidung tragen, da wir womöglich doch nach Jerusalem fahren. Nach der großen Enttäuschung vom Vortag brach nun wieder Vorfreude aus. Schnell schnappten wir uns Hose, Jacke und feste Schuhe und versuchten uns nicht zu sehr auf die Fahrt zu freuen, schließlich war es noch nicht sicher.
An der Tanzschule angekommen warteten wir auf Michal, die uns dann endlich sagte, dass sie es doch noch geschafft hat, die Veranstalter zu überreden. Dafür hing sie die ganze Nacht am Telfonhörer und sagte dann, dies wäre ein Geburtstagsgeschenk für mich, dass wir doch noch nach Jerusalem fuhren!
Die Busfahrt verging wie im Flug, doch aufgrund immer noch andauernder Straßensperrungen musste unser rasanter Busfahrer auf extrem steile und schmale Straßen umsteigen. Danach ging es zu Fuß zur Klagemauer, von der man schon so viel gehört hatte. Die Sicherheitskontrollen waren wie immer gründlich und hier wurde schon die Aufteilung in Frauen und Männer begonnen, die auch für den Besuch der Klagemauer galt. Schnell schrieben wir noch unsere Wünsche auf kleine Zettel und dann gingen wir los.
Es war absolut überwältigend, die meisten Juden saßen auf Stühlen und beteten aus ihrer Thora. Frauen und Kinder standen gedrängt vorne an der Mauer, beteten laut oder leise, berührten die Wand mit Hand oder Kopf und gingen danach rückwärts wieder zurück, weil es heißt, man dürfe der Mauer nicht den Rücken zudrehen. Die Zwischenräume zwischen den Steinen der Mauer waren gefüllt mit kleinen Papierkügelchen, zu denen sich auch unsere Wünsche gesellten. Nach diesem beeindruckenden Erlebnis gingen wir direkt auf einen Basar, der uns mit lauter duftenden und glitzernden Eindrücken überschüttete.
Die meisten Mädels unserer Gruppe konnten an dem Ohrringe-Stand nicht vorbeigehen ohne ein Souvenir mit nach Hause zu nehmen. Nach langem Feilschen um Schmuck, Taschen, Gewürze, Tücher und allem möglichen Krims Krams hatte jeder etwas Passendes gefunden und wir machten uns auf den Weg zurück zum Bus. Dann sprangen wir aber doch noch einmal schnell heraus um uns ganz rasch mit Postkarten einzudecken. Daraufhin fuhren wir glücklich und zufrieden, allerdings etwas hungrig, zurück nach Rishon. Dort ging es auch direkt in ein Restaurant, bei dem wir nach kurzem Warten auch einen großen Tisch für uns alle bekamen. Als wir noch auf unser leckeres Essen warteten, kam plötzlich meine Gastmutter vorbei, schenkte mir ein kleines Geschenk von ihrer Tochter und ganz viele bunte Luftballons. Und als ob das nicht noch genug wäre, gab es für uns alle noch einen riesigen köstlichen Waffelnachtisch zu meinem Geburtstag. Mit vollgeschlagenen Bäuchen begaben wir uns zu Fuß nach Hause. Ich zog mit meinen Luftballons an den ganzen Soldaten und Polizisten vorbei, die schon die Absperrvorrichtungen für das Weinfest begonnen, und viele gratulierten mir daraufhin. Michal erklärte mir, dass es Brauch sei, den Kindern an ihrem Geburtstag so viele Luftballons zu schenken, damit jeder weiß, dass es ihr Tag sei.
Nach einer winzigen Verschnaufpause wurden wir zum Training bei Denises Gasteltern gefahren, nach dem wir direkt zum großen Auftritt spazierten. Wir hatten 2 kurze Auftritte auf einer Open-Air-Bühne mit viel Beifall und vielen Zuschauern, unter denen auch unsere Gasteltern und –schwestern waren. Erschöpft aber glücklich gingen wir alle zu Annas und meiner Gastfamilie, die noch eine kleine Geburtstagsparty für mich ausrichteten. Wir saßen zusammen und aßen Pizza und schauten die Show unserer Gastschwestern auf DVD. Dann gab es sogar Geschenke für mich und auch noch einen richtigen Sarah-Kuchen mit Wunderkerzen, wir tanzten und lachten. Aber der krönende Abschluss war dann das Kinderspiel „Reise nach Jerusalem“, die wir an dem Tag ja wirklich unternommen hatten. Ich war wirklich gerührt von so viel Gastfreundschaft und Aufwand, denn alle für mich unternahmen. So ging ein unvergesslicher Geburtstag zu Ende.
Heute ging es auf in die Wüste! Also Kopfbedeckung und lange Hose mitnehmen, da es beim Kamelreiten schon mal unangenehm heiß werden kann.
Nach 2 Stunden Busfahrt in den Süden Israels kamen wir bei der Kamelfarm an und freuten uns bei der brütenden Hitze über ein riesiges Zelt mit kleinen Matten, auf denen man sich erholen konnte. Dann ging es nach ein paar kurzen Anweisungen der arabischen Nomaden, die diese Farm führten, auch schon auf diese seltsam dreinblickenden Wesen.
Der Aufstieg war schon ein Highlight, da das Kamel zunächst seine Hinterbeine aufstellt und man erstmal ordentlich nach vorne geschmissen wird. Zu zweit ging es dann in 2 Metern Höhe los durch die Wüste. Unsere Karawane zog sich an kleinen Schluchten und trockener Landschaft vorbei ehe wir nach einem 1 stündigen Ausflug und mit einem wunden Hinterteil wieder bei der Farm eintrafen. Noch völlig durchgeschüttelt bekamen wir in den schattenspendenen Zelten kleine israelische Köstlichkeiten und süße Limonade.
Nach der Verschnaufspause fuhren wir zu einem nahe gelegenen Basar, der noch von den Beduin selbst betrieben wurde. Hier stöberten wir nach antiken und neuen Kleinigkeiten zu arabischer Musik.
Daraufhin fuhren wir wieder mit dem Bus über kleine Landstraßen, vorbei an den von der Zivilisation abgeschotteten Hütten der Beduin. Zu guter Letzt bekamen wir eine atemberaubende Landschaft zu Gesicht, die durch ihre Mineralienberge farbenfrohe Muster aufwiesen. Hier machten wir noch einen kurzen Stopp um diesen verschiedenfarbigen Sand, den man von den Bergen abschaben konnte, schichtweise in kleine Flaschen zu füllen um ein weiteres besonderes Andenken mit nach Hause nehmen zu können. Nach einer langen und verschlafenen Fahrt nach Hause hatten wir mal wieder nur ganz kurz Zeit um unsere Sachen zu packen und schon ging es wieder auf zu unserer Show. Dieses Mal traten wir zusammen mit unseren Gastschwestern auf, die wir nach unserem Auftritt lautstark unterstützten. Hiernach gingen wir gemeinsam zur Weinkellerei, auf deren Gelände eine der bekanntesten Bands Israels ein Konzert gab. Unsere Gastfamilien konnten allesamt die Lieder mitsingen, alle tanzten und so ging ein ereignisreicher Tag dem Ende entgegen.
Dies war unser letzter Tag in Israel. Wir hatten keine Pläne mit der ganzen Gruppe verabredet, da jeder noch etwas mit der Familie unternehmen wollte. Wir haben alle ausgeschlafen und in Ruhe gefrühstückt. Ich bin mit der Mutter und Doron einkaufen gefahren. Sie kaufte mir ein ganzes Kilo Chumus, die Leibspeise dieses Urlaubs, das ich gut in meinem Koffer verstauen konnte. Wieder zu Hause mussten noch die letzten Postkarten geschrieben und der Koffer gepackt werden. Zum Abschied lud mich die ganze Familie zum Mittagessen ein. In einem netten Restaurant. Der Abschied vom Vater war leider nur kurz, da wir wieder um 14 Uhr an der Tanzschule sein mussten.
Eyal Eshed und ein weiterer Mitarbeiter der Stadt verabschiedeten uns und schenkten uns eine Tasse, ein Nagelset und einen Schlüsselanhänger der Stadt. Natürlich wollte keiner einen „dramatischen“ Abschied, doch nun wurden doch alle traurig, denn die Woche war sehr schön gewesen und der Abschied viel allen schwer.
Am Flughafen mussten wir erst erklären wer wir sind und was wir in Israel gemacht haben. Dies regelte Denise wunderbar für uns. Jeder musste aufzählen was er während des Aufenthalts geschenkt bekommen hatte. Alle mussten ihre Koffer öffnen und die Geschenke wurden besonders untersucht - es könnte ja eine Bombe sein. Vor allem bei Sarah dauerte es etwas länger, da sie Geburtstag hatte und eine Menge Geschenke mit nach Hause nehmen wollte. Selbstverständlich wurde bei uns nichts gefunden und wir durften einchecken. Nach zwei weiteren Checks und der Passkontrolle versuchte jeder im Dutyfree die letzten Schekel los zu werden. Der Rückflug war auch wieder ohne Probleme. Freundlicherweise wurden wir von Freunden von Anna und Sarah abgeholt, so dass wir heil und gesund wieder in Münster ankamen.